Semer-Ensemble
Das Projekt Semer Ensemble wurde von Alan Bern für das Jüdische Museum Berlin geschaffen und dort am 12. Juli 2012 mit Standing Ovations uraufgeführt.
Mit dem mit Grammy ausgezeichneten Sänger Lorin Sklamberg, Dan Kahn und anderen internationalen Stars der jiddischen Musik ist das Projekt eine meisterhafte und bewegende zeitgenössische Neuinterpretation von Musik, die zwischen 1933 und 1938 auf dem fast vergessenen Berliner Label Semer aufgenommen wurde.
Das von Hirsh Lewin gegründete Label Semer existierte von 1932 bis 1938 in Berlin und produzierte zu der Zeit, als sich die Nazis auf die Zerstörung des jüdischen Lebens vorbereiteten, eine Fundgrube jüdischer Musik. Für viele von uns ist es unmöglich, die Aufnahmen auf dem Semer-Label ohne ein Gefühl der Tragödie zu hören. Was ist mit den Stimmen, den Händen und Fingern, den Seelen, die diese Geräusche gemacht haben, passiert? Aber wenn wir genauer hinhören und die körperlosen Stimmen einladen, durch die Zeit zu reisen und aus Lautsprechern oder Kopfhörern in unsere Räume zu treten und vor uns zu stehen, treffen wir Menschen mitten im Leben, nicht den Tod. Sie singen über Liebe, Eifersucht, Krieg, Gerechtigkeit, Thora, Palästina, Sozialismus, Zionismus, Tänzerinnen, Affäre, Spielerpianos. Sie singen auf Jiddisch, Hebräisch, Deutsch, Polnisch und Russisch. Sie singen Volkslieder, Volkslieder, Kunstlieder, Kantorale. Sie kämpfen, lachen, prahlen, verführen, weinen, bedrohen, provozieren, verachten sich, inspirieren.
Das Semer-Label hat dafür einen Platz gefunden. Im Gegensatz zu dem engen Dogmatismus, der zeitgenössische jüdische Kulturpolitik oft tragisch befällt, hatte das Semer-Label keine Angst, die Widersprüche jüdischer kultureller Identität selbst im gefährlichen Klima Berlins der 1930er Jahre zu zeigen, wobei insbesondere die jiddische Musik eine wichtige Rolle im deutschen jüdischen Leben spielte.
Unter der Leitung von Alan Bern wählte die Band aus den vielen Dutzend Möglichkeiten die Stücke, die sie am meisten berührt haben. In einigen Fällen wollten sie den ursprünglichen Geist und Klang der ausgewählten Aufnahmen so gut wie möglich wiederfinden. In anderen Fällen war die Originalaufnahme nur ein Ausgangspunkt für die eigenen musikalischen Kreationen der Band. Dieser nicht-puristische Ansatz ist vom Semer-Label selbst inspiriert. Das Programm ist daher eine Hommage an das Label und seine Künstler, nicht nur, um ihr Gedächtnis zu bewahren, sondern auch um zu feiern und das fortzusetzen, wofür sie im Leben standen.
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BESETZUNG:
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Alan Bern - Klavier, Akkordeon, Künstlerischer Leiter
Lorin Sklamberg - Stimme, Akkordeon
Daniel Kahn - Stimme, Akkordeon
Sasha Lurje - Stimme
Fabian Schnedler - Stimme, E-Gitarre
Mark Kovnatskiy - Violine
Paul Brody - Trompete
Martin Lillich – Basello