Foto: Shendl Copitman
Kadya Trio
Auszug aus „Über Kadya Molodowsky“
(1894-1975) Lyrikerin, Lehrerin, Lebengebliebene
von Diana Matut
​
Kadya Molodowskys Leben umfasste viele Sprachen, Länder, Werke und Menschen und begann – relativ gewöhnlich. Geboren im Schtetl Byaroza (heute Weißrussland) wurde sie, wie viele Mädchen ihrer Zeit, von ihrer Großmutter darin unterrichtet, Jiddisch zu lesen und die Gebete zu sprechen. Ihr Vater jedoch brachte ihr auch religiöse hebräische Schriften näher und stellte Privatlehrer*innen an, um Kadya eine russische, weltliche Bildung zu ermöglichen. Dieser breite Bildungshorizont eröffnete ihr die Welt und bereitete die Grundlage dafür, dass sie selbst eine Ausbildung am Lehrer*innenseminar absolvieren koNach dem Krieg verbrachte sie einige Jahre in Israel (1949-1952), kehrte jedoch in die USA zurück, wo sie 1975 starb.
Lange Zeit war sie vor allem durch die hebräischen Übersetzungen ihrer Kindergedichte bekannt und vielen Menschen in Israel war nicht bewusst, dass diese ursprünglich in Jiddisch geschrieben worden waren. Erst seit den letzten Jahrzehnten zieht Kadya Molodowskys Werk wieder größere Aufmerksamkeit auf sich. So erschienen neue Textausgaben und Übersetzungen und sie gilt heute als eine der größten Lyrikerinnen der jiddischen Moderne, als wichtige Stimme weiblicher jüdischer Emanzipation, als Anwältin der Nichtprivilegierten und Zeugin jüdischer Erfahrungen des zwanzigsten Jahrhunderts.
Der Liederzyklus „Shtern faln“
Die Ursprünge des Liederzyklus "Shtern faln" gehen auf den Kinderliederworkshop im Yiddish Summer Weimar 2015 zurück. Workshop-Leiterin Diana Matut schlug Dr. Alan Bern vor, mehrere jiddische Kindergedichte von Kadya Molodovsky zu vertonen. Berns Lieder wurden zum Kernrepertoire für ein internationales Mädchenchorprojekt in den Jahren 2016 und 2017 zwischen Deutschland und Israel, dem Kadya Chor. Der Erfolg dieses Projekts führte u.a. zu einem Spielfilm (Die Jungen Kadyas) sowie zu vielen weiteren Interpretationen des Liederzyklus. Die Interpretation des Kadya Trios unter der Leitung des Komponisten selbst ist besonders bemerkenswert wegen ihrer Tiefe, Intimität, Virtuosität und und ihrem Feingefühl für die Nuancen der jiddischen Sprache.
The Kadya Trio
​
Sveta Kundish (Gesang)
Dr. Alan Bern (Komposition, Leitung, Klavier, Akkordeon)
Mark Kovnatskiy (Violine)
​Bern, Kundish und Kovnatskiy werden international als Künstler gefeiert, die Originalität mit einer profunden Kenntnis der traditionellen jiddischen Musik verbinden. Kundish spricht fließend Russisch, Hebräisch, Deutsch und Jiddisch. Ihr reicher kultureller und musikalischer Hintergrund prägt ihre Interpretation des Liederzyklus in jedem Moment. Kovnatskiy, der an der Spitze einer neuen Generation von virtuosen jiddischen Geigern steht, bringt auch einen klassischen Geigenhintergrund in seinen originellen Stil ein. Bern, ein Pionier der Wiederbelebung jiddischer Musik seit den frühen 1980er Jahren und ausgebildet als klassischer Pianist und Komponist, bringt eine poetisch sehnsüchtige und fröhliche Sensibilität in seine Vertonungen von Molodovksys Poesie ein.
Dr. Alan Bern ist US-amerikanischer Komponist, Pianist, Akkordeonist, Musikpädagoge, Kultur- und Bildungsaktivist mit Sitz in Berlin seit 1987. Er ist Gründer und Künstlerischer Leiter des Yiddish Summer Weimar und der Other Music Academy (OMA). Seine Beiträge zur Erforschung, Verbreitung und kreativen Erneuerung der jüdischen Musik, u. a. durch Brave Old World, The Other Europeans und The Semer Ensemble, sind international anerkannt. Im Jahr 2016 erhielt er den Weimarer Preis in Anerkennung seiner großen kulturellen Verdienste um die Stadt Weimar. 2017 wurde er mit dem Verdienstorden des Freistaats Thüringen und 2022 mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. https://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Bern
Sängerin Sveta Kundish tritt mit einer Vielfalt an jüdischer Musik europaweit auf. Neben einer Vielzahl von Projekten seien Voices of Ashkenaz und Trickster Orchestra erwähnt. Sie ist regelmäßiges Mitglied und Lehrerin des Yiddish Summer Weimar. Geboren in der Ukraine wanderte Kundish in ihrer Kindheit nach Israel aus. Sie machte Abschlüsse an der Universität Tel Aviv und am Prayner Konservatorium in Wien und absolvierte in 2017 eine Kantorenausbildung am Abraham Geiger Kolleg in Potsdam. Kundish arbeitet derzeit als erste weibliche Kantorin in der Geschichte der niedersächsischen jüdischen Gemeinden.
Mark Kovnatskiy ist ein hochbeachteter Violinist, zudem auch Komponist und Experte für jiddische Tänze. Er steht an der Spitze einer Generation, die feinfühlige Spielweise der alten Klezmorim für die Gegenwart gerettet und weiter entwickelt. Er begann seine Karriere als klassischer Geiger und widmete sich seit 2003 verstärkt der Klezmer-Musik. Schon mehr als 19 Jahre unterrichtete er auf internationalen Festivals und ist parallel zu seiner Tätigkeit als Komponist und Lehrer jüdischer Tänze einer der weltweit führenden Klezmer-Violinisten, mit Auftritten aus den USA, Kanada, Europa, über Israel bis nach Japan. Mark Kovnatskiy ist Mitglied vieler verschiedener Ensembles und arbeitet regelmäßig mit führenden Interpreten jüdischer Musik sowie mit zahlreichen klassischen Orchestern. Zu den weltweiten Interpreten seiner Werke gehören sowohl zahlreiche Klassiker, als auch Klezmer-Musiker.